01.09.2022

Virtuelle Intelligenzen

Jonas Harksen

Wer im Mittelalter mit der linken Hand schrieb, stand im Verdacht, eine Hexe oder Hexer zu sein. Das Bekreuzigen mit der linken Hand galt als unchristlich und wurde zuweilen mit dem Tod bestraft. Bis in die 70er Jahre hinein wurden Linkshänder*innen umgeschult und eine überdurchschnittliche Begabung der linken Hand als Makel abgetan. Und auch, wenn […]

26.08.2022

Digitale Bild-Musik-Verbindungen bei Jens Brand, Orm Finnendahl und Michael Beil

von Rainer Nonnenmann

Viele Komponisten der gegenwärtig mittleren Genera­tion im Alter von vierzig bis fünfzig Jahren arbeiten selbstverständlich mit Computer und Video. Der technologisch-demographischen Gesetzmäßigkeit folgend sind es noch mehr in der Generation der unter Vierzig- oder unter Dreißigjährigen. Mit Videos komponiert auch ­Michael Beil, Jahrgang 1963 und seit 2007 Leiter des Studios für Elektronische Musik an der […]

26.08.2022

Über Wahrnehmung und Bewusstsein im Kontext von TRANSFLEISCH

von Felix Knoblauch

Nach Thomas Metzinger können wir Bewusstsein als solches nicht erfahren. Wir können höchstens den Kontext dessen wahrnehmen, was wir Bewusstsein nennen: die Farbe von etwas, Klänge, Gerüche oder Gefühle. Unser Bewusstsein bleibt transparent. Generell nehmen wir als Menschen nur einen Bruchteil der Wirklichkeit überhaupt wahr. Aus dem möglichen Frequenzspektrum von Tönen hören wir nur den […]

26.08.2022

Joanna Bailie – Artificial Environments No. 1-5

von Felix Knoblauch

Joanna Bailies Artificial Environments Nr. 1-5 sind ein komponierter Museumsgang, der seinen künstlerischen Ursprung in unserer klingenden Umwelt findet. In diesem Sinne versteht sich das Stück als Kontextualisierungszyklus musikalischer Prozesse durch Erklärung. Dem wohnt eine Poesie inne, die eine Henne-Ei-Frage aufwirft: Was war zuerst da, magisch klingende Soundscapes oder die Komposition? Text und Klang der […]

26.08.2022

Johannes Kreidlers „Musiktheater der Medien“ in Gelsenkirchen

Rainer Nonnenmann

Der von Kreidler thematisierte Gärungsprozess der Bits und Bytes erlaubt kein voreiliges Fazit und darf auch keine schnelle Reife künstlerischer Auseinandersetzungen damit erwarten lassen. Die von ihm in Essays, Konzeptstücken und nun auch in einem Musiktheaterwerk thematisierten Möglichkeiten und Nöte der Musik zu Zeiten des Internets sind richtig und wichtig. Computer und Internet haben längst […]

26.08.2022

Gewalt der Medien

von Rainer Nonnenmann

Der Komponist Jörg Mainka im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit Künstler stehen heute vor der Auseinandersetzung mit der „Macht der Medien“, namentlich mit der Allgegenwart von Bildern und Musik, mit der Ununterscheidbarkeit von Original und technisch immer weiter perfektionierter Kopie sowie der medialen Meinungsbildung, Aufbereitung und Kanalisierung von Information. Obwohl es sich bei der technischen Produktion, Distribution […]

26.08.2022

Schizophones Metaversum

von Rainer Nonnenmann

Nach dem Ende der digitalen Revolution leben wir heute in einer postdigitalen Welt, bei der digitale Arten der Produktion, Präsentation, Wahrnehmung und Interaktion so alltäglich geworden sind, dass sie auch unsere analogen Kommunikations- und Verhaltensweisen mitbestimmen. An Schnittstellen von Realität und Virtualität bewegen sich die wahlweise eher konzertanten, theatralen, partizipativen oder installativen Arbeiten von Alexander […]

26.08.2022

Perfektes „Social distancing“

von Rainer Nonnenmann

Im Anfang war der Raum wüst und leer. Doch dann huschten „Avatare“ umher, sorgten für Licht, schleppten Objekte herbei, nahmen Instrumente, Maschinen, Plattenspieler und Fernseher in Betrieb. Etwas begann zu leuchten, zu tönen, sich zu bewegen. Wie die alttestamentarische Schöpfungsgeschichte dauerte das Projekt „Genesis“ des Hamburger Komponisten Alexander Schubert volle sieben Schöpfungstage von Montag bis […]

24.08.2022

Malte Giesens „Frame“

von Rainer Nonnenmann

Die Musiker betreten die Bühne, wie sie es bei Konzerten gewohnt sind. Da dies den Erwartungen an ein Musiktheater aber nicht entspricht, meldet sich der Komponist aus dem Off. Er verlangt einen anderen Auftritt, „ein bisschen gespenstisch“ mit schattenhaften Gestalten, düsterer Beleuchtung, Nebelwerfer und schaurigen Klängen. Doch auch diese Variante findet keinen Gefallen. Das Stück […]