Gewalt der Medien

Der Komponist Jörg Mainka im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit

Künstler stehen heute vor der Auseinandersetzung mit der „Macht der Medien“, namentlich mit der Allgegenwart von Bildern und Musik, mit der Ununterscheidbarkeit von Original und technisch immer weiter perfektionierter Kopie sowie der medialen Meinungsbildung, Aufbereitung und Kanalisierung von Information. Obwohl es sich bei der technischen Produktion, Distribution und Reproduktion von Musik um ein alle Bereiche des Musiklebens umfassendes Phänomen handelt, setzen sich bislang nur relativ wenige Komponisten damit auseinander, als bestünde eine Scheu, diesen längst allseits als selbstverständlich akzeptierten Sündenfall eigens zum Thema zu machen.

Ein Komponist, der sich dieser Herausforderung stellt, ist Jörg Mainka. Zwei Grundkonstanten seines kleinen Œuvres – in den ersten zwanzig Jahren seiner schöpferischen Arbeit entstanden gerade einmal zwanzig Werke – sind der strukturelle Einsatz von Reproduktionstechnologien und die Einbeziehung verschiedenster Musikstile von Klassik und Romantik bis Jazz, Rock, Pop und Filmmusik. Mainkas Stücke beschwören und sprengen die Normen herkömmlicher Instrumental- und Vokalgattungen. Dabei leiten ihn zwei Einsichten. Zum einen: „Machtausübung auf das Individuum erscheint heute als Waffengewalt, wirtschaftliche Gewalt und mediale Gewalt. Die mediale Gewalt hat in unserer Gesellschaft als Mittel der Unterdrückung an Bedeutung sehr stark gewonnen. Die Gestaltungsmittel der Medien sind aber häufig auch die Mittel der Kunst. Das nimmt die Kunst und die Kunsttheorie in die Pflicht, mag Isolation begründen und stellt die Frage nach der Zukunft.“

Vollständiger Text: MusikTexte