Schizophones Metaversum

Nach dem Ende der digitalen Revolution leben wir heute in einer postdigitalen Welt, bei der digitale Arten der Produktion, Präsentation, Wahrnehmung und Interaktion so alltäglich geworden sind, dass sie auch unsere analogen Kommunikations- und Verhaltensweisen mitbestimmen. An Schnittstellen von Realität und Virtualität bewegen sich die wahlweise eher konzertanten, theatralen, partizipativen oder installativen Arbeiten von Alexander Schubert. Der 1979 geborene Komponist und studierte Informatiker ist bei aller Faszination für die neuen Technologien kein gläubiger Glücksritter des Cyberspace, sondern ein differenzierter Beobachter aktueller transdigitaler Prozesse, der mit seinen Projekten zu ebenso genauem Erleben einlädt.

Sein „Sleep Laboratory“ in der seit Jahrzehnen leerstehenden DuMont-Kunsthalle verteilt das Publikum paarweise auf mit rosa Vorhängen abgetrennte Behandlungsräume, wo man wie eine Ärztin und Patient auf Hocker und Liege Platz nimmt. Über Kopfhörer bekommt man von einer sanften Computerstimme gesagt, man solle sich die VR-Brille aufsetzen und im Übrigen keine Sorgen machen, denn alles sei gut, und man dürfe entspannt alle kommenden Schönheiten genießen. Über integrierte Gaming-Bewegungssensoren sieht man die reale Umgebung auf dem Display als eine aseptisch bereinigte Computeranimation. Darin erscheint man selbst als pinkfarbener Avatar mit gesichtslosem, metallisch glattem Körper, der tatsächlich wie man selbst auf der Pritsche liegt und sich genauso bewegt.

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