Johannes Kreidlers „Musiktheater der Medien“ in Gelsenkirchen

Der von Kreidler thematisierte Gärungsprozess der Bits und Bytes erlaubt kein voreiliges Fazit und darf auch keine schnelle Reife künstlerischer Auseinandersetzungen damit erwarten lassen. Die von ihm in Essays, Konzeptstücken und nun auch in einem Musiktheaterwerk thematisierten Möglichkeiten und Nöte der Musik zu Zeiten des Internets sind richtig und wichtig. Computer und Internet haben längst das Ausmaß breitenwirksamer Massenphänomene angenommen, auf die auch kompositorisch zu reagieren ist. Doch ist „FEEDS“ dafür der richtige Schauplatz und die geeignete Form? Zwei Stunden Trash und Geklingel machen noch kein Musiktheater. Und der Ausgang aus medialer Unmündigkeit ist kein Privileg für Besucher von Avantgardeveranstaltungen. Vielmehr gehört Medienkritik dort hin, wo Bohlen, Schmidt, Pocher, Kerkeling und talkende Konsorten täglich ihre Spielchen vor Abertausenden treiben. Tatsächlich ist Kreidler in diese Richtung bereits unterwegs. Die drei Gelsenkirchener Aufführungen seines „Musiktheaters der Medien“ wurden von Fernsehkameras aufgezeichnet und zeitgleich auf vier Portalen live ins Internet „gestreamt“ (www.internetoper.de, www.khm.de, www.nrw-kultur.de und www.mypott.de). So schließt sich der Kreis. Was Kreidler dem Ozean der unbegrenzten Möglichkeiten extrahierte, schickt er als systemkritisch verdichteten Impfstoff wieder in diesen zurück. Das allmächtige Netz hat’s gegeben … und wieder genommen. Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Computer oder den Komponisten.

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