Performance: Online

Künstliche Intelligenz als Bindeglied
In den vergangenen Jahren ist die Realisation traditioneller Konzertformate nicht einfach gewesen. Für eID wurden die Umstände zur Chance und unsere ohnehin ständig stattfindende Suche nach neuen Konzert- und Aufführungsformaten rückte in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Wir suchten nach einem diskursiven Bindeglied plattformübergreifender Online-Konzerte.
Neue Präsentationsformen in Online-Formaten
Wir wollten eine neue und bisher nicht dagewesene Verbindung zwischen Zeitgenössischer Musik und Zuschauer*innen im digitalen Raum schaffen. Diese Verbindung sollte gleichzeitig die Einladung an das Publikum sein, selbst aktiv zu werden. So soll die Einbahnstraße digitaler Kommunikation und Vermittlung aufgelöst werden. Doch wie schafft man so eine Verbindung und wie bewahrt man ein Online-Projekt davor, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden?


“Künstliche Intelligenz ist die neue Elektrizität.”
Andrew Ng, Mitbegründer von Google Brain
Kreative Verbindungen von eID und KI
Der KI-Synthesizer macht es möglich, den Content von eID kreativ mit und durch diverse KI-Module zu verbinden. Das Material kann so z.B. durch Motion-Tracking gesteuert und generative KI-Outputs erforscht werden.
Die generativen Outputs entstammen neuronalen Netzen, die mit dem eID-Content der letzten Jahre trainiert wurden.


KI-Agency Birds on Mars und Webentwickler Quandelstaudt
Mit den Birds on Mars haben wir starke Partner gefunden, die unsere Vision eines Content übergreifenden KI-Konzepts realisieren konnten. Quandelstaudt hat den Code auf unsere Website gebracht und so neben der Gestaltung auch die Programmierung im Frontend übernommen.
„Künstliche Intelligenz wird unsere Vorstellungskraft erweitern, aber sie wird auch unsere Definition von Kreativität in Frage stellen.“
Grayson Perry, britischer Künstler
Framework und Open Source
Bei der Entwicklung des KI-Synthesizers wurde Wert auf ein offenes Framework gelegt, das sich problemlos mit neuen Modulen erweitern lässt. Geplant ist mittelfristig, dass der Synthesizer als Open-Source-Projekt zur Verfügung gestellt wird, in der Hoffnung, dass wir auch weiterhin starke Partner*innen finden, mit denen wir die Idee weiter vorwärts bringen können.
Durch die Möglichkeit, stets neue Module einzubauen, sind die künstlerischen Möglichkeiten beinahe grenzenlos.

„Künstliche Intelligenz ist eine der großen kulturellen Herausforderungen unserer Zeit und es ist wichtig, dass wir uns bewusst mit ihr auseinandersetzen.“
Jaron Lanier, Virtual-Reality-Pionier.
Förderer





A bicycle built only for you
“A bicycle built only for you” heißt das elektronische Stück, das Duoni Liu für die Mozilla-Hubs-Installation von mir (Felix Knoblauch) komponiert hat. Der Name hat seinen Ursprung bei der Vocoder-Technik der 60er Jahre und bezieht sich auf das erste Musikstück, das mit dieser Technik der Sprachsynthese komponiert wurde: “Daisy Bell (Bicycle Built for Two)”. Carol Lochbaum, John Kelly und Max Mathews programmierten dieses Stück 1961 auf dem raumfüllenden Computer IBM704.

Retro-Computermusik
Duonis Stück liebäugelt mit Retro-Computer-Musik und stellt gleichzeitig einen Streifzug durch diese Geschichte dar. Computer wurden und werden immer leistungsfähiger und dem Menschen immer ähnlicher gemacht. Sie werden programmiert, zu verstehen, zu sprechen, zu sehen und zu analysieren – sie sollen den Menschen auf Wahrnehmungsebenen unterstützen, die er selbst nicht erreichen kann oder für den seine Sinne zu schwach ausgeprägt sind.



Menschliche Computer
Gleichzeitig haben Computer die Tendenz, durch bestimmte Interfaces und Schnittstellen immer menschlicher gemacht zu werden. Sie verstehen unsere Sprache oder sprechen sie sogar selbst. Sie sind fähig, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen, sich so auf bestimmten Gebieten selbst zu verbessern.

Technologische Singularität
Die sogenannte technologische Singularität ist zwar in der Maschinenwelt noch nicht erreicht. In der Musikwelt aber gibt es längst künstliche Intelligenzen, die Akkordfolgen schreiben und diese in unterschiedlichsten Stilrichtungen auskomponieren können. Klänge können künstlich erzeugt und so lange optimiert werden, dass sie nicht mehr von einem echten (z.B. mit einem Instrument erzeugten) Klang unterschieden werden können. Für letzteres wird nichtmal eine KI benötigt, hier genügen sehr einfache Simulationen.


Künstliche Intelligenz
Der Rundgang durch den Hubs-Raum folgt rudimentär dieser Geschichte der elektronischen Musik und deutet eine Entwicklung an, die immer mehr in Richtung von künstlicher Intelligenz und künstlichem Bewusstsein strebt. Hier taucht eine KI auf, die selbst künstlerisch aktiv ist und zusammen mit Menschen Songs schreibt.
HAL 9000
Eines der größten Bedenken auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und ein Meilenstein der Filmgeschichte: HAL9000 hat fast die gesamte Expeditionsmannschaft der Discovery getötet. Nun liegt er selbst im Sterben und erinnert sich singend an seine Herkunft. Sterbend singt er zum letzten Mal „Daisy Bell (Bicycle Built for Two)“. Diese ersten Worte des Vorgängers IBM704 (und die ersten Worte eines Computers überhaupt) werden die letzten von HAL sein: einer Maschine, die Angst vor dem Tod hat und Trost in der Musik findet.


Duoni Liu
Duoni Liu ist eine in Köln und Bielefeld lebende Komponistin, Medienkünstlerin und Instrumentalistin aus Shanghai, China. Sie beschäftigt sich mit der faszinierenden Verwischung der Grenzen zwischen dem eigentlichen Inhalt der Musik und dem, was der Hörer wahrnimmt – Realität vs. Wahrnehmung.
Felix Knoblauch
Felix Knoblauch lebt und arbeitet als Pianist und Gründer des Ensembles electronic ID in Köln. Als künstlerischer Leiter des Ensembles entwickelt er neue innovative Projekte. Sein Interesse liegt besonders in der Auseinandersetzung mit technologischen Diskursen der Moderne und disziplinübergreifenden Diskursen unserer Gegenwart.
Duoni und Felix haben sich zusammengetan und erforschen gemeinsam die Möglichkeiten einer virtuellen Musikausstellung.
